Hochwasser - Wenn die Usa ihr Bett verlässt

Wenn die Usa ihr Bett verlässt


Freitag, 29. Januar 2021. Es ist 11.30 Uhr. „War das Wasser schonmal so hoch?“, fragt eine junge Frau in der Usagasse, sehr überrascht vom stetig steigenden Flüsschen am Ende ihres Gartens zu Füßen ihres Hauses. Seit zwölf Jahren wohne sie dort, erzählt sie, aber so etwas habe sie noch nicht gesehen. Freitag 13 Uhr. Das Wasser steigt weiter. Der Abstand unter den Brücken über die Usa beträgt noch wenige Zentimeter. Nur die neue Fußgängerbrücke am Schloss zeichnet einen entspannten Bogen über ein Flüsschen, das in Windeseile zur tosenden Urgewalt wächst. Die Messlatte nahe dem Schloss zeigt einen Pegel von 1,40 Meter.

Die Fluten machen einen Höllenlärm. Das Wasser treibt dicke Baumstämme vor sich her, füllt die Wiese an der Hüftersheimer Mühle, überspült Gärten und Graswege dort, wo einst unterhalb der „Lohmühle“ Ober-Mörlens „Schwimmbad“ in der Usa zu finden war. „Wenn‘s nicht mehr unter der Brücke durchgeht, dann wird’s richtig ungemütlich“, erzählt Ober-Mörlens ehemaliger Wassermeister Karlheinz König und erinnert sich an das Jahrhunderthochwasser von 1981. Damals hatten die Wassermassen sich auf Umwegen in den Friedhof und in den Schlosspark ergossen. Usagassen-Nachbar Gerhard Höpfner kann das bestätigen. Ihm hatten damals die Fluten Fenster eingedrückt. 

Zurück ins Jahr 2021, Freitag 15 Uhr. Die Usagasse ist inzwischen für Fahrzeuge gesperrt. Gemeindebauhof und Feuerwehr drehen ihre Runden. Fußgänger beobachten die Szenerie, waten durch das Flachwasser in der Gasse. Die Sonne kommt heraus, ein Regenbogen überspannt den Flusslauf. Freitag 15.30 Uhr. Das Wasser steigt nicht mehr. Die Usa zieht sich zentimeterweise zurück und findet tags darauf wieder in ihr Bett. „Nachdem wir glücklicherweise mit einem blauen Auge davon kamen, beim stärksten Hochwasser nach 1993 und 2003, haben mein Vater und ich alte Dias eingesehen und Aufnahmen des Jahrhunderthochwassers von 1981 gesichtet“, berichtet Kai Schraub. Hier der eindrucksvolle Rückblick auf das heftige Ereignis vor nunmehr 40 Jahren und „in der Hoffnung, dass uns solch etwas nicht mehr heimsucht!“. Tief erschüttert hatte damals der Tod von Jürgen Büdinger, er war in den Wasserfluten umgekommen. Die Feuerwehr hat ihn in Nieder-Mörlen leblos aus dem Wasser geborgen.

Usa-Hochwasser Januar 2021

Usa-Hochwasser August 1981

Fotos:

historisch: Kai Schraub/Archiv, aktuell: Annette Hausmanns